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Ratgeber Finanzen 11 – 2025

Lukas Rüetschi eidg. dipl. Vermögensverwalter
Hauptstrasse 43, 5070 Frick
www.ruetschi-ag.ch

Die politische Welt spielt verrückt: Aktienkurse scheint das wenig zu interessieren
Die nach dem Zerfall des Ostblocks langsam aufgekommene Stabilität in Europa ist in den letzten Jahren (und aktuell im Speziellen) stark in Frage gestellt. Frieden durch Handel war leider auch eine Illusion. Der Nahe Osten scheint auch weiterhin ein Pulverfass zu sein und China zeigt vor allem im Pazifik und Afrika klare Machtansprüche. Dazu kommt nun noch ein möglicher Wirtschaftskrieg mit enormen Zöllen. Eigentlich glaubten viele, dass diese Zeiten schon längst überwunden sind und fühlen sich nun um Jahrzehnte zurückversetzt. Im Gegenzug notieren viele Aktienmärkte fast auf Rekordstand, viele Staaten haben aber ein Problem mit der Verschuldung und eine Rezession ist auch nicht unwahrscheinlich. Irgendwie eine verdrehte Welt, oder? Ja und nein. Will man Staaten mit wenig Ausgabedisziplin und viel zu tiefen Zinsen noch Geld leihen? Traut man diesen zu, dass sie all die anstehenden Probleme verträglich lösen können? Dieses Vertrauen scheint zu schwinden. Viele Anleger scheinen (trotz teilweise hohen Bewertungen) etlichen Firmen viel mehr zuzutrauen und man hofft, dass diese flexibler auf Marktveränderungen reagieren können und auch schmerzhafte Anpassungen machen, falls diese nötig sind. Diese Meinung kann ich teilweise teilen und nachvollziehen. Trotzdem spielen die Preise und die Bewertungen (bis jetzt) langfristig eine Rolle. Hier ist mir im Gesamtmarkt einfach noch viel zu viel Luft enthalten.

Grössere Umschichtungen im Aktienbereich
In den letzten Wochen sind massive Umschichtungen im Aktienbereich zu beobachten. Vereinfacht werden hochbewertete und sehr gut gelaufene amerikanische Hightech-Aktien reduziert und preiswertere und konservativere Titel, vor allem aus dem europäischen Raum, umgeschichtet. Die massive Bewertungsexpansion in den USA scheint vorerst gestoppt zu sein. Von wirklich günstigen Kursen sind wir aber noch meilenweit entfernt. Auch ist eine steigende Volatilität zu beobachten, welche unter Trumps sprunghafter (Zoll-)Politik kaum abnehmen wird.

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Ratgeber Finanzen 08 – 2025

Christoph Zehnder, eidg. dipl. Vermögensverwalter
Hauptstrasse 43, 5070 Frick
www.ruetschi-ag.ch

Wie gross soll die Verwaltung in Städten und Gemeinden sein?
«Keine Stadt der Schweiz hat pro Einwohner derart viele Staatsangestellte wie Zürich.» So beginnt ein Artikel in der NZZ vom 5. Februar 2025. Darin wird über die Zahl der Vollzeitstellen der Verwaltung von verschiedenen Städten informiert: Im Schnitt sind in Schweizer Städten pro 1000 Einwohner um die 20 Vollzeitstellen besetzt. Luzern liegt vergleichsweise tief mit knapp 16, Zürich sehr hoch mit gut 28. Über die letzten zehn Jahre ist die Verwaltung in der Stadt Zürich deutlich stärker gewachsen als die Bevölkerung.
Interessant ist: In kleineren Gemeinden sind im Schnitt weniger Verwaltungsmitarbeiter angestellt als in den Städten. Einerseits gibt es gewisse Zentrumslasten, die in der Regel in Städten anfallen. Andererseits lässt sich berechtigterweise fragen, warum bei den Verwaltungen nicht zumindest teilweise die «Economies of Scale» gelten soll: je grösser ein Anbieter, desto effizienter sollte er eigentlich sein. Eine grössere Gemeinde müsste dank Skaleneffekten eigentlich weniger Verwaltungsangestellte pro Einwohner benötigen.
Was würde das bedeuten, wenn wir diese Zahlen auf eine lokale Gemeinde umlegen würden, wohlwissend um die obgenannten Unzulänglichkeiten? Nehmen wir meinen Wohnort. Gipf-Oberfrick hat knapp 4000 Einwohner. Wenn wir die Zahl der Stadt Zürich von 28 Vollzeitstellen pro 1000 Einwohner nehmen, kommen wir auf 112 Vollzeitstellen in der Verwaltung von Gipf-Oberfrick. Zum Vergleich: Im Budget 2025 rechnet Gipf-Oberfrick mit gut 12 Mio Steuereinnahmen (Fiskalertrag). Alleine die Lohnkosten dieser – zum Glück nur gedanklichen – 112 Vollzeitstellen (inkl. Beiträge an AHV und Pensionskassen) würden diese Steuereinahmen mehr als verbrauchen. Zugegeben, das ist eine «Milchbüchleinrechnung», dennoch: Zum Glück ist Gipf-Oberfrick nicht Zürich.

DeepSeek – Künstliche Intelligenz wird günstiger
Bei den Giganten im Bereich der Künstlichen Intelligenz gab es bisher eigentlich nur US-Firmen. Egal ob Chat-GPT, Gemini, Claude oder Perplexity – überall standen riesige US-Firmen dahinter, welche mit gigantischem Aufwand ihre Modelle trainiert hatten. Nur die besten Computerchips von NVIDIA waren gut genug bzw. wurden als unentbehrlich erachtet. Mit DeepSeek taucht nun eine vergleichsweise kleine chinesische Firma scheinbar aus dem Nichts auf, welche erstens mit den US-Modellen mithält, aber zweitens offenbar einen um Faktoren kleineren Aufwand betreiben musste bei der Entwicklung ihrer Modelle und drittens auch deutlich weniger Energie in der Anwendung braucht. Kaum zwei Wochen später folgen weitere Anbieter wie zum Beispiel die Anwendung QWEN (vom chinesischen Giganten Alibaba). Auch hier scheinen die Investitionen deutlich geringer gewesen zu sein als bei den bislang bekannten amerikanischen Platzhirschen.
Der Eintritt von DeepSeek zeigt, dass auch weniger gigantische Player die Möglichkeit haben, bei KI-Anwendungen vorne mit dabei zu sein. Der noch vor wenigen Wochen angenommene Investitionsbedarf in die KI dürfte wohl um Faktoren zu hoch gewesen sein. Damit unterliegen wohl auch die Traummargen von NVIDIA künftig wieder der Schwerkraft. Dass das KI-Oligopol nicht so stabil ist wie noch vor wenigen Wochen angenommen, ist eine gute Nachricht. Konkurrenz belebt das Geschäft.

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Ratgeber Finanzen 5 – 2025

Lukas Rüetschi eidg. dipl. Vermögensverwalter
Hauptstrasse 43, 5070 Frick
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Kassensturz prangert Zürcher Vermögensverwalter an
In der letzten Kassensturzausgabe wird ein Zürcher Vermögensverwalter angeprangert, welcher für eine ältere Frau Anlagen getätigt haben soll, welche nun komplett illiquid sind. Gemäss Bericht soll diese Kundin eine konservative Anlageform vereinbart haben. Wie kann so etwas passieren? Diversifikation ist das A und O einer jeden Anlagepolitik. Bei einer vernünftigen Streuung kann es nicht passieren, dass alle oder viele Anlagen gleichzeitig nicht mehr gehandelt oder liquidiert werden können. Selbst wenn man einen breiter abgestützten Fonds einsetzt, würde ich nie alles Geld in diesen investieren. Der Anbieter kann Probleme bekommen oder es können andere Dinge eintreten, welche die Liquidität einschränken oder den Preis unter Druck setzen. Hier hat der Vermögensverwalter möglicherweise einen grossen Fehler gemacht, welcher auf dieser Stufe fast unverzeihbar ist. Jeder macht Fehler und im Anlagegeschäft gibt es leider ab und zu unerwartete Extremsituationen. Da hilft eine vernünftige Diversifikation. Diese schützt nie vor einem Verlust, aber kann mit grösster Wahrscheinlichkeit existenzgefährdende Situationen verhindern. Wie aber heute überhaupt noch so etwas im aus meiner Sicht stark überregulierten Finanzmarkt trotz FINMA-Bewilligung möglich ist, macht mich nachdenklich. Es scheint, dass trotz völlig aufgeblähter Überwachung (Beispiel unsere drei «Mann-Bude» hat heute einen Revisionsbericht von 66 Seiten) man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht...

Vertrauen in die Schuldenwirtschaft der Staaten und deren Währungen bröckelt
Trotz stark gefallenen Teuerungsraten verharren in einigen Ländern die längerfristigen Zinsen auf sehr hohem Niveau. Nicht verwunderlich, wenn die Staaten fleissig Schulden machen und das nicht zu knapp. Die Staatsquoten und die Staatsverschuldungen sind in den letzten Jahren in etlichen Ländern massiv ausgeweitet worden. Das holt diese nun ganz langsam ein. Geht das Vertrauen verloren, gibt niemand mehr Geld oder nur zu viel höheren Zinsen. Kann das Vertrauen nicht zurück gewonnen werden, wird es sehr schwierig. Damit dies nicht passiert, sollte die Finanzpolitik ausgeglichen und nachhaltig sein. Das möchten die Politiker aber nicht, da es ihre Ausgabewut und Entscheidungsfreiheit einschränkt. Aber genau das braucht es. Haushälterischer mit den Steuergeldern umgehen!

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Ratgeber Finanzen 01/02 – 2025

Christoph Zehnder, eidg. dipl. Vermögensverwalter
Hauptstrasse 43, 5070 Frick
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Rückblick 2024 und Ausblick 2025
Liebe Leser, wir danken Ihnen allen herzlich für Ihr Vertrauen, Ihr Interesse und Ihre Inputs. Wir wünschen Ihnen für 2025 eine spannende Zeit, wenig Leiden, dafür gute Gesundheit und viel positive Erlebnisse. Uf es gfreuts neus Johr!

Rückblick 2024 Aktien
Das Aktienjahr 2024 war insbesondere bei den US-Aktien von einer positiven Entwicklung und einer bemerkenswerten Standhaftigkeit geprägt. Weder geopolitische Spannungsherde oder luftige Bewertungen konnten die US-Aktien stoppen. Der Technologiesektor führte die Rallye an, er profitierte von Investitionen im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Der S&P 500 erreichte auf Jahresbasis +23% und mit Abstand neue Höchststände. Erst in den letzten Tagen des Jahres kam der US-Aktienmarkt etwas ins Stocken. Europäische Aktienmärkte waren heterogener. Während der DAX mit +19% ebenfalls stark zulegte, lag der SMI mit +4% recht stark zurück und der französische Aktienindex CAC40 verlor gar 2%.

Zinsen
Die Zinsentwicklung war durch eine Trendwende gekennzeichnet. Die Schweizerische Nationalbank senkte den Leitzins erstmals im März und im Dezember bereits zum vierten Mal in Folge und gleich um einen halben Prozentpunkt auf 0,5%, was auch zu sinkenden Hypothekenzinsen führte. In den USA und Europa wurden ebenfalls Zinssenkungen vorgenommen, auch wenn in Euro und US-Dollar die längerfristigen Zinsen nicht so stark sanken wie im Schweizer Franken.

Rohstoffe
Im Rohstoffsektor zeigte sich ein gemischtes Bild. Während bei den Industriemetallen Nickel leicht verlor, konnten Kupfer und Aluminium etwas zulegen. Besser entwickelten sich Gold und Silber, welche aufgrund von Zinssenkungsspekulationen trotz immer noch hartnäckiger Inflation kräftig zulegten. Erdöl stieg Anfang Jahr, sank dann im Jahresverlauf aber leicht unter das Anfangsniveau zurück.

Devisen
Auf dem Devisenmarkt ergab sich netto wenig Veränderung. Der USD/CHF-Kurs stieg von 0.84 zu Jahresbeginn auf knapp 0.91, während EUR/CHF von 0.93 im ersten Halbjahr au 0.99 anstieg, um dann wieder auf 0.94 zurück zu gehen.

Ausblick
Der Ausblick auf das Anlegerjahr 2025 mahnt zur Vorsicht, besonders für den US-Aktienmarkt.
Ich habe in der letzten Kolumne auf den Buffett-Indikator hingewiesen, der die Gesamtmarktkapitalisierung im Verhältnis zum BIP misst. Er signalisiert eine extrem deutliche Überbewertung. Warren Buffetts Weisheit «Sei ängstlich, wenn die anderen gierig sind, sei gierig, wenn die anderen ängstlich sind» scheint uns angesichts der aktuellen Markteuphorie als vermutlich kluger Ratgeber. Bewertungskennzahlen taugen zwar nicht als Timing-Instrumente, für längere Prognosehorizonte haben sie in der Vergangenheit aber eine sehr gute Trefferquote gezeigt.
Der bekannte Schweizer Investmentmanager Felix Zulauf hat es in einem Artikel kürzlich so formuliert: «Zweifellos bewegt sich der US-Aktienmarkt bereits in einer Blase... Die Gewichtung der USA am globalen Aktienmarkt beträgt inzwischen 73 %; ein historischer Exzess. Und angesichts eines guten Wachstums der US-Wirtschaft, senkt das Fed die Zinsen und bläst diese Blase weiter auf...
Vermutlich wird das Fed die Zinsen weiter senken, auch wenn es dafür keine fundamentalen Gründe gibt. Auch die EZB wird weiter senken, vermutlich sogar aggressiv. Sie muss die Finanzierung des desolaten französischen Staatshaushaltes sicherstellen, was mittelfristig primär wieder über Geldschöpfung laufen wird. Auch diese Liquidität wird vorerst noch in die Aktienmärkte fliessen.
Solche Blasen gehen weiter, als die Vernunft diktiert. Parabolisch steigende Märkte korrigieren jedoch nie seitwärts. Auf Exzesse in einer Richtung, folgen danach Exzesse in die Gegenrichtung. Das wird auch diesmal nicht anders sein. Und mit dem US-Aktienmarkt werden dann die meisten anderen Aktienmärkte ebenfalls korrigieren.»

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Ratgeber Finanzen 49 – 2024

Lukas Rüetschi eidg. dipl. Vermögensverwalter
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Schafft Idorsia den Turnaround?

Als die Eheleute Clozel ihr grosses Aktienpaket Actelion an Johnson & Johnson verkauften und Idorsia gründeten und eine volle Pipeline an frühklinischen Wirkstoffen mitnahmen, glaubten sehr viele Anleger, dass sich das Actelion-Märchen wiederholen werde. Dabei wurde vergessen, dass auch Actelion schwierige Zeiten hatte und lange brauchte, bis es zur grossen Erfolgsgeschichte wurde. Aktuell geht Idorsia das Geld aus. Das aus zwei Gründen: 1. Idorsia hatte vom Start her viel Geld und mit der grossen «Kelle» angerichtet, was natürlich auch sehr hohe Kosten verursachte. Da wurden zwar nun mehrmals scharfe Gegenmassnahmen getroffen. Das wirkt aber nicht über Nacht und die bereits abgeflossenen Mittel sind weg. 2. Es konnten nicht schnell genug entsprechende Verkäufe und Umsatz generiert werden. Idorsia verfügt über zwei zugelassene Medikamente mit Milliarden-Potential. Ein neues Schlafmittel macht durch den Tag viel weniger müde und man erwartete zügig den Durchbruch und mehrere hundert Millionen Umsatz. Einige Behörden befürchten aber eine mögliche Abhängigkeit und haben das Medikament auf eine spezielle Liste gesetzt, was die Einführung stark verzögert. Zudem haben sich Schulden von rund 1 Milliarde Schweizer Franken angehäuft, von welchen rund 200 Mio. im Januar zurück bezahlt werden müssen. Idorsia will nun seinen Blutdrucksenker verkaufen und ist in exklusive Gespräche gegangen. Falls das gelingt, kann man sich wieder etwas Luft verschaffen. Die Luft ist aber aktuell sehr dünn und einige Short-Seller wetten gegen Idorsia und setzen weiterhin auf fallende Kurse. Ob Idorsia definitiv den Turnaround schafft, kann ich abschliessend auch nicht sagen. Die Risiken sind (auch wegen Managementfehlern) sehr hoch. Jetzt schon definitiv abschreiben würde ich die Firma aber nicht.
Zinsen wieder im Keller
Festhypotheken im Bereich von 1 bis 1,5 Prozent, wer hätte das vor anderthalb Jahren gedacht. Nein, ich wäre Wetten eingegangen, dass wir dieses Niveau nicht mehr so schnell sehen, nachdem wir länger im Bereich von 2,5 bis 3 Prozent waren. Jetzt redet man schon wieder von möglichen Negativzinsen… So schnell kann es gehen und ich glaube persönlich auch nicht daran, dass Negativzinsen so schnell wieder kommen.
4 Prozent Zinsdifferenz von US-Dollar zu Schweizer Franken
In der Schweiz sind die Zinsen massiv gefallen, im US-Raum am Anfang auch, dann aber wieder angestiegen. Damit haben wir nun bei 10jährigen Laufzeiten eine Zinsdifferenz von rund 4 Prozent, was sehr verlockend für Anlagen im US-Dollar ist. Wenn da nicht das grosse amerikanische Budgetdefizit wäre, welches unter Trump kaum massiv schrumpfen wird. Auch die immer stärkere Blockbildung mit einer möglichen BRIC-Währung (Brasilien, Russland, Indien, China und weitere) sprechen eher gegen einen sehr stabilen oder steigenden US-Dollar. Trotzdem behalten wir bestehende US-Dollar, verzichten aber aktuell auf Neuengagements.

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Ratgeber Finanzen 46 – 2024

Christoph Zehnder, eidg. dipl. Vermögensverwalter
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Warren Buffett
Warren Buffett muss man einem finanzinteressierten Publikum nicht vorstellen. Er hat eine aussergewöhnliche und langfristige Erfolgsgeschichte an den Finanzmärkten und ist der wohl viel beachtetste Investor überhaupt. Sein Unternehmen Berkshire Hathaway hat über Jahrzehnte hinweg eine beeindruckende Rendite erzielt. Seine «Value Investing»-Fähigkeiten und Anlageerfolge haben ihm den Spitznamen «Orakel von Omaha» eingebracht.
Drastische Veränderungen bei seinen Anlagen im 2024
Buffett hat in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 eine deutliche Änderung seiner Investitionsstrategie vollzogen. Berkshire Hathaway hat sich von einem beträchtlichen Teil seiner Apple-Aktien getrennt und gleichzeitig die Cash-Reserven auf ein Rekordniveau aufgestockt.
Massiver Verkauf von Apple Aktien
Berkshire Hathaway begann das Jahr 2024 mit einem riesigen Anteil an Apple Aktien. Ende 2023 hielt das Unternehmen 905,6 Millionen Apple-Aktien mit einem damaligen Wert von etwa 174 Mia USD. Diese Position machte fast 50 Prozent des Aktienportfolios aus. Neun Monate später liegt die Anzahl Apple Aktien um zwei Drittel tiefer und der Wert bei knapp 70 Mia USD.
Buffetts aktuelles Motto: «Cash is king»
Parallel zu den Apple-Verkäufen erhöhte Berkshire Hathaway seine Cash-Reserven erheblich. Lag der Cash-Bestand Ende 2023 noch bei 177 Mia USD, so hielt das Unternehmen Ende September 2024 Barmittel und kurzfristige Investitionen in Rekordhöhe von 323 Milliarden US-Dollar.
Was sind seine Überlegungen dahinter?
Die massiven Verkäufe von Apple-Aktien haben in der Finanzwelt für Aufsehen gesorgt. Einige Analysten sehen darin ein Warnsignal, andere betonen, dass Apple weiterhin seine grösste Position bleibt.
Buffett hat bisher noch nicht ausführlich erklärt, was seine Überlegungen hinter dieser deutlichen Änderung seiner Investitionen sind. Er äusserte sich aber auf der Hauptversammlung im Mai 2024: «Wir würden die hohen Cash-Reserven liebend gern ausgeben. Aber wir werden es nicht ausgeben, solange wir damit unserer Meinung nach nicht ein sehr geringes Risiko eingehen und viel Geld verdienen können.» Er scheint somit der Meinung zu sein, dass riskantere Anlagen wie Aktien meist zu teuer sind.
Enorm teurer US Aktienmarkt
Dies zeigt sich nicht nur für einzelne Firmen, sondern auch für den Gesamtmarkt. Der Buffett-Indikator (Verhältnis der Gesamtmarktkapitalisierung zum BIP) lag Ende 2023 bei gut 165 Prozent, was bereits auf eine signifikante Überbewertung des Marktes hindeutet. Aktuell Ende Oktober 2024 steht der Buffett-Indikator gar bei fast 200 Prozent. Zum Vergleich: der Durchschnitt er letzten gut 50 Jahre steht bei ca. 85 Prozent, also bei deutlich weniger als der Hälfte von heute.
Wenn Buffett nach wie vor der Meinung ist wie 2021, als er in einem Fortune-Magazin-Artikel sagte, dass dieser Indikator «wahrscheinlich das beste Einzelmass dafür ist, wo die Bewertungen zu einem bestimmten Zeitpunkt stehen», so scheint es durchaus plausibel anzunehmen, dass Buffett die künftigen US-Aktienrenditen für längere Zeit sehr tief erwartet oder allenfalls gar einen stärkeren Börsencrash.

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Ratgeber Finanzen 43 – 2024

Lukas Rüetschi eidg. dipl. Vermögensverwalter
Hauptstrasse 43, 5070 Frick
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Gold auf Höchstständen
Ich war nie ein Gold-Freak. Gold und andere Edelmetalle bringen keinen Ertrag und der Verbrauch ist ausser in der Schmuckindustrie recht bescheiden. Wegen der massiven Geldmengenausweitung der Zentralbanken und der enormen Budgetdefizite vieler westlicher Länder habe ich meine Meinung vor einigen Jahren angepasst und als Beimischung etwas Edelmetalle und/oder Goldminenaktien (vor allem über den breitdiversifizierten ETF GDX [Vaneck Gold Miner ETF]) vielen Depots beigefügt. Mehr aus Diversifikationsüberlegungen, als dass ich einen so enormen Anstieg erwartet hätte. Die Goldminenaktien hinken der Aufwärtsbewegung in den Edelmetallen abgeschwächt hinterher, konnten nun in der kürzeren Vergangenheit auch einiges aufholen. Jetzt noch aufspringen? Sicher nicht im grossen Stil. Alles verkaufen? Gewinne realisieren hat noch nie geschadet. Ich würde aber im Moment sicher noch einen Teil behalten. Achtung beim Handel mit physischem Edelmetall (Barren und Münzen): Die Handelsmarge zwischen Kauf- und Verkaufskurs ist teilweise enorm. Unbedingt verschiedene Anbieter vergleichen und «hin und her» macht hier wirklich die Taschen leer, also gar keinen Sinn. Was viele auch nicht wissen, ist, dass bei Auslieferung von physischen Silberbarren die Mehrwertsteuer zulangt. Für kurzfristige Engagements taugen physische Barren oder Münzen kaum etwas.

Nestlé enttäuscht
Der Schweizer Nahrungsmittelhersteller Nestlé war lange ein Garant für gute Aktienperformance und regelmässig höhere Dividendenzahlungen. Auch Rückschlage an den Märkten hat die Firma immer recht rasch verkraftet und lange galt das Motto «gegessen wird immer». Nestlé war ein Inbegriff für Konjunkturresistenz. Seit über einem Jahr scheint etwas Sand im Getriebe zu sein. Die Aktie hat rund einen Viertel ihres Wertes verloren. Die Prognosen für Umsatz und Gewinn mussten nach unten angepasst werden. Einiges Vertrauen scheint verloren gegangen zu sein und muss erst wieder erarbeitet werden. Wie lange das geht, kann ich nicht sagen. Nestlé hat aber einige Topmarken in ihrem Angebot und wird mit grosser Wahrscheinlichkeit auch aus dieser Delle wieder heraus kommen. Wer keine Nestlé hält und einen langfristigen Anlagehorizont hat, kann hier langsam wieder ein Auge darauf werfen.

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Ratgeber Finanzen 40 – 2024

Christoph Zehnder, eidg. dipl. Vermögensverwalter
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Letzter Ratgeber, Kundendienst – AHV-Prognosen – Börsenkorrektur
Mein letzter Ratgeber zum Thema (inexistenter) Kundendienst bei einer Kreditkarten-Bank hat unüblich viele Reaktionen hervorgerufen. Vielen Dank allen, die sich gemeldet, nachgefragt und diskutiert haben.

Falsche AHV-Prognosen
Vor mittlerweile gut zwei Wochen mussten die Behörden bekanntgeben, dass bei der Berechnung der Vorhersagen zur Entwicklung der AHV Fehler gemacht wurden. Die Abweichungen in Franken sind enorm, es geht um von Jahr zu Jahr ansteigende Differenzen im Milliardenbereich. Nun, Fehler können passieren. Hier scheint aber die Kontrolle versagt zu haben. Unnötig und peinlich für das Bundesamt für Sozialversicherungen BSV.
Glück im Unglück, die Ausgaben wurden zu hoch eingeschätzt. Mit anderen Worten dürfte die AHV etwas weniger schlecht dastehen als ursprünglich befürchtet. Schlecht bleibt aber die Lage trotzdem. Das ging beim ganzen Aufschrei in den Medien und bei politischen Akteuren etwas vergessen:
Die Grundaussage am finanziellen Trend der AHV ändert sich leider auch nach Korrektur dieses Fehlers nicht. Die AHV wird auch ohne weiteren Leistungsausbau in finanzielle Schieflage geraten, wenn keine weiteren Finanzierungsquellen (Lohnabgaben, Steuern) beschlossen werden. Die Schieflage kommt einfach etwas später und vielleicht ein bisschen weniger schief.

Börsenkorrektur
Die Aktienmärkte waren in den ersten Augusttagen unüblich nervös. Einen richtigen Crash gab es in Japan. Als «Schuldige» wurden Konjunktursorgen in den USA und eine Gegenbewegung im Dollar-Yen-Kurs benannt, der wohl dazu führte, dass enorme Mengen an Carry Trades aufgelöst werden mussten. Carry Trades heisst, man nimmt Schulden auf in einer Währung mit tiefen Zinsen (Yen) und investiert in eine Währung mit hohen Zinsen (USD). Viele Akteure haben offenbar dieses bereits nicht risikolose Geschäft noch etwas mehr gesalzen mit einer Investition in die stark laufenden US-Techtitel. Dieses Geschäft lief über mehrere Monate oder gar Jahre grandios. Die Gegenbewegung im August hat nun aber einigen Spätzusteigern eine blutige Nase beschert.
In den meisten anderen Regionen gab es bislang nur eine kleine Korrektur. Nach wie vor sind die meisten Aktienmärkte gegenüber dem Jahresstart deutlich im Plus. Das ist eigentlich erstaunlich, wenn man bedenkt, wie stark in diesem Jahr die Zinssenkungsfantasien im USD-Raum in die Zukunft verschoben werden mussten und auch die Gewinne nur wenig zulegen konnten.
Die US-Konjunkturdaten sind effektiv etwas schwächer geworden. Ob das reicht, um die FED zum ersten Zinssenkungsschritt zu bewegen, wird sich zeigen. Der Markt geht stark von einer Zinssenkung um mindestens 0,5% im September aus. Wenn nur nicht die nach wie vor zu hohe, zähe Inflation wäre... – kein einfaches Umfeld für die FED.

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