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Doch noch nicht begriffen – AEW versteht Dekarbonisierung, Feldschlösschen noch nicht so weit (Leserbrief)

Von Jürg Keller, Rheinfelden

Am 9. April verkündete die AEW stolz, dass sie für eine neue Wärmezentrale vier leistungsstarke Wärmepumpen einsetze. Dabei führte sie zu Recht den Begriff der «Dekarbonisierung» ins Feld: Sie setzt dabei kein Kohlendioxid frei, hat also begriffen, was Gemeindeamman Mazzi in seiner Neujahrsansprache 2021 als Forderung unserer Zeit erwähnte. Einfach erklärt, meint dieser Begriff, dass man von allen Verbrennungsprozessen die Hände lassen soll.
Das Glück über diese Götterdämmerung dauerte aber nicht lange. Feldschlösschen hat am 21. Mai in fricktal.info freudvoll den Spatenstich für eine neue Holzschnitzelheizung veröffentlicht.
Nun ist die Holzverbrennung das Gegenteil einer De-Karbonisierung. Bei der Holzverbrennung wird dabei besonders viel CO2 freigesetzt, nämlich fast die doppelte Menge, die bei der Gasverbrennung für die gleiche Wärmemenge anfiele.
Holz ist ein kostbares Material, mit dem Gescheiteres produziert werden könnte als Wärme: Hier gibt der Baudirektor Attiger die Richtung vor: Mit seiner «Kaskadennutzung» fordert er von den Forstbetrieben Bauholz, Verbrennung sieht er nur bei nicht mehr brauchbarem Altholz (z.B. Dachstühle bei Abrissobjekten).
Die Verschnitzelung und Verbrennung von neuem Holz ist also u.a. klimatisch ein «Holzweg». Würde man es als Bauholz verwenden, wäre das im Holz gespeicherte CO2 für eine lange Zeit dort gefangen (es gibt tausendjährige Holzhäuser in unserem Land).
Nun argumentiert Feldschlösschen mit Ladenhütern, die eigentlich nicht mehr verkäuflich sein sollten. Dass dabei «einheimisches» Holz den Gasbezug ersetzt, ist ein Scheinargument. Damit wird nämlich die doppelte Menge des Klimagases Kohlendioxid freigesetzt.
Die Lösung des Problems besteht allein in der Verwendung von wirklich erneuerbarer Energie, und dies ist die täglich eingestrahlte Sonnenenergie, die ohne Umweg über die Photosynthese genutzt werden sollte .
Die Waldeigentümer nehmen mit ihrem lukrativen Holzschnitzelgeschäft ihre Verantwortung für ihren Besitz nicht wahr. Die Forstwirtschaft muss ihr Produkt Holz vom Brennstoff konsquent zu Baumaterial wechseln. Damit ginge auch automatisch die überfällige Schonung des Ökosystems Wald einher. Dieses wird durch die jetzt gängigen Methoden der Schnitzelholzgewinnung nachhaltig geschädigt. Beispielsweise entsteht dabei leicht aus einem «Baum-Wald» ein «Brombeer-Wald», wobei die lästigen Brombeeren erst noch Neophyten sind (die aber kein Naturschutzverein ausgräbt).
Man kennt diese Zusammenhänge zur Genüge, aber auch hier gilt: Wir wissen, was wir tun müssten, aber wir tun es nicht, sondern verführen unsere Gehirne lieber in den Irrgarten von Pseudoargumenten.