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Verkehrsclub Schweiz: Die Energiestrategie braucht Nachbesserung im Bereich Verkehr – Anhörung energieAARGAU

(vcs) Die Revision der Energiestrategie setzt im Handlungsfeld Mobilität einzig auf die Dekarbonisierung des Fuhrparks. Aus Sicht des VCS genügt dies nicht; es sind auch Massnahmen nötig, die auf eine Veränderung des Mobilitätsverhaltens abzielen, um Energieverbrauch und Treibhausgasausstoss zu senken.


Der Verkehr ist nicht nur der grösste Emittent von Treibhausgasen in der Schweiz und der Sektor, der bisher am wenigsten zum Klimaschutz beiträgt, sondern auch der Bereich, der mit rund 37 Prozent vom Gesamtverbrauch am meisten Energie verschlingt. Batterieelektrische Personenwagen sind im Vergleich zu konventionellen Autos zwar effizienter unterwegs. Dennoch wird der Verkehr auch in Zukunft viel zu viel Energie verbrauchen, wenn sich nebst dem Antriebssystem nichts ändert.
Mit Blick auf die grosse Bedeutung des Verkehrs für die Erreichung energiepolitischer Ziele ist es angezeigt, sie mit verkehrspolitischen Zielen zu verknüpfen. Fast 32 Kilometer legen Aargauerinnen und Aargauer täglich zurück, davon 22 Kilometer (knapp 70 Prozent) mit dem Auto, aber nur 1 Kilometer (3 Prozent) mit dem besonders energieeffizienten Velo oder dem E-Bike. Auch das Potenzial des öffentlichen Verkehrs (24 Prozent der Tagesdistanz) ist heute bei weitem nicht ausgeschöpft. Im Modalsplit, der anteilsmässigen Verteilung des Verkehrs auf die verschiedenen Verkehrsträger, liegt ein wichtiger Schlüssel, um die Energieeffizienz im Handlungsfeld Mobilität zu verbessern.
Der VCS schlägt vor, als zusätzliches Ziel die Verschiebung des Modalsplits hin zu nachhaltigen Verkehrsträgern in die Strategie aufzunehmen. Der Anteil des Autos soll von heute 70% auf 50%, die mit dem Auto zurückgelegten Distanz von 22 auf 15 Kilometer pro Tag bis 2035 sinken.
Mit der einseitigen Ausrichtung auf die Dekarbonisierung der Fahrzeuge blendet die revidierte Energiestrategie Einflussfaktoren komplett aus, deren Potenzial zur Senkung des Energieverbrauchs sehr gross wäre:
Wahl des Verkehrsmittels: Der sachgerechte Einsatz der Verkehrsmittel ist kein Selbstläufer; hier muss der Kanton vorwärtsmachen, etwa mit preislichen und steuerlichen Anreizen, mit kommunikativen Massnahmen und mit geeigneten Umsteigeinfrastrukturen für den multimodalen Verkehr.
Gewicht und Leistung der Fahrzeuge: Je schwerer ein Fahrzeug, desto grösser sein Energiehunger. Steckerfahrzeuge werden oft mit viel zu grossen Batterien gekauft, was für den Alltag nicht sinnvoll ist und viel graue Energie verursacht. Mit steuerlichen Anreizen kann der Kanton Kaufentscheide der Konsument:innen beeinflussen.
Öffentlicher Verkehr: Um den ÖV-Anteil zu steigern, ist eine Verdichtung des Angebots nötig, auch in Randregionen und zu Randzeiten. Gleichzeitig muss der ÖV preislich wettbewerbsfähig bleiben.
Fuss- und des Veloverkehr: Ihr Potenzial wird massiv unterschätzt: Fast die Hälfte aller Wegetappen wird zu Fuss oder per Velo/E-Bike zurückgelegt. Jeder dritte zurückgelegte Weg ist kürzer als drei Kilometer, jede zweite Fahrt kürzer als 5 Kilometer. Für diese Wege sind das Velo oder die eigenen Füsse die idealen Verkehrsmittel. Insbesondere das Velofahren muss mit sicheren, direkten und attraktiven Veloinfrastrukturen gefördert werden.
Raum- und Nutzungsplanung: Eine «Politik der kurzen Wege» senkt die Nachfrage nach Mobilität, was auch die Strassen und den öffentlichen Verkehr entlastet. In diesem Handlungsfeld sind auch die Gemeinden gefordert.
Die Energiewende ist ohne Verkehrswende nicht zu schaffen. Nebst der Dekarbonisierung der Fahrzeuge braucht es auch Verhaltensänderungen, um die energie- und klimapolitischen Ziele zu erreichen. Dies hat eine vom VCS beim Beratungsinstitut Infras in Auftrag gegebene Studie (2020) gezeigt. Entsprechend ist die Förderpolitik im Verkehrssektor auszurichten, die sich am Kriterium der Energieeffizienz orientiert und die verschiedenen Verkehrsträger entsprechend priorisiert.