(pd) Der Sommer in der Schweiz wird immer heisser und Städte geraten zunehmend unter Hitzestress. Eine Baumschule aus dem Kanton Baselland hat mit mobilen, intelligenten Pflanztrögen eine rasch einsetzbare Lösung entwickelt, um die Temperatur auf urbanen Plätzen zu senken. Inzwischen stehen bereits in vielen Schweizer Städten smarte Bäume, das Patent ist angemeldet und ein grosses Innosuisse-Projekt wurde soeben gestartet.
Städte leiden besonders unter den immer höheren Temperaturen im Sommer. Konzepte wie die Schwammstadt setzen auf Entsiegelung und mehr Grünflächen zur Kühlung von dicht bebauten Gebieten. Doch solche Massnahmen brauchen viel Zeit, bis sie finanziert, bewilligt und gebaut sind. Zudem ist es auch technisch oft schwierig, Bäume in Städten zu pflanzen – wegen unterirdischer Leitungen, baulichen Vorgaben, wenig Platz oder weil öffentliche Flächen Platz für wechselnde Nutzungen bieten müssen.
Mobile Bäume für Städte und Gemeinden
Immer mehr Schweizer Städte setzen deshalb auf schnell verfügbare Lösungen wie «Mobile Green». Die mobilen Pflanztröge können flexibel platziert werden und ermöglichen eine rasche Verbesserung des Mikroklimas. Bei den gepflanzten Baumarten wie Waldkiefer, Flaumeiche, Hopfenbuche und Ahorn handelt es sich um sieben bis zehn Meter hohe Bäume, die einen grossen Schattenwurf ermöglichen.
Mit einem grossen Wassertank im Pflanzentrog und integriertem Sensor können Überhitzung und Wassermangel verhindert werden. So bleiben die Bäume auch an besonders heissen Standorten gesund. Sebastian Mühlemann, Projektleiter bei Bauer Baumschulen, betont: «Für uns steht das Wohl der Pflanzen und die Nachhaltigkeit an erster Stelle. Wir ermöglichen mit Mobile Green eine lange Lebensdauer für Bäume und eine nachhaltige Lösung für Städte.» Innerhalb von zwei Jahren wurden bereits 28 mobile Bäume an verschiedenen Orten platziert, wie zum Beispiel in Basel, Solothurn, Reinach, Rheinfelden, Oberwil und Wohlen.
Stadtklima als wichtiges Thema für die Wissenschaft
In Zusammenarbeit mit der Berner Fachhochschule (BFH) wurde diesen Frühling ein breit angelegtes Innosuisse-Projekt lanciert, um die Kühlleistung und die klimatischen Effekte der mobilen Begrünung wissenschaftlich zu untersuchen. Die Resultate werden im Frühling 2026 erwartet. Professor Stefan Jack von der BFH betont die Relevanz des Projekts: «Mit Mobile Green können wir unter realen Bedingungen untersuchen, welche Wirkung Bäume und Begrünungen auf das Stadtklima haben. Durch den Einsatz modernster Sensorik und der Entwicklung eines Rechenmodells schaffen wir eine wichtige Grundlage, um zukünftige Begrünungsstrategien evidenzbasiert vorauszusagen und zu gestalten.»
Unterhalt mit Echtzeit-Daten optimiert
Mobile Green ermöglicht eine digitale Überwachung und Steuerung der Bäume. Ein Sensor liefert Echtzeitdaten zu Wasserstand und Temperatur der Pflanzgefässe, wodurch die Pflege und der Unterhalt ganzjährig gesteuert werden können. Die Pflanzen sind mit einem Wassertank mit bis zu 1020 Liter ausgestattet, sodass in den heissen Sommermonaten nur alle zwei Wochen nachgefüllt werden muss. Eine Alarmfunktion warnt vor kritischen Wasserständen und verhindert so Schäden an den Pflanzen. Für Städte und Gemeinden garantiert das einen effizienten Betrieb und spart damit Zeit und Betriebskosten.
Schweizer Lösung zum Patent angemeldet
Als eines der ersten Projekte stehen seit 2024 fünf Baumtröge auf dem Gemeindeplatz in Reinach. Dazu Stefan Haller, Geschäftsleiter Technische Verwaltung der Gemeinde Reinach: «Die Bäume kühlen nicht nur die Umgebungsluft und schützen vor der starken Sonneneinstrahlung, sondern werten den Platz massgeblich auf und laden die Anwohnerinnen und Anwohner zum Verweilen ein. Wir haben sehr positives Feedback von der Bevölkerung erhalten und behalten die Tröge langfristig im Einsatz.»