(pd) Das im Jahr 2022 gegründete Nationale Kompetenzzentrum Alter ohne Gewalt verstärkt seine Aktivitäten mit finanzieller Unterstützung des Bundesamts für Sozialversicherungen (BSV) und zweier namhafter Stiftungen. Ziel ist es, Gewalt und Misshandlung im Alter wirksam zu verhindern, das Bewusstsein zu stärken und Betroffenen, Angehörigen, Dritt- und Fachpersonen eine niederschwellige Anlaufstelle zum Zuhören und Beraten anzubieten.
In den vergangenen fünf Jahren verzeichnete das Kompetenzzentrum eine Verdreifachung von Meldungen wegen psychischer Gewalt gegenüber älteren Menschen. Diese alarmierende Entwicklung zeigt, wie wichtig es ist, das Thema offen anzusprechen, präventive Massnahmen zu ergreifen und die Gesellschaft für die Problematik zu sensibilisieren. Psychische Gewalt äussert sich in Form von Ausgrenzung, Beleidigungen, Erniedrigungen oder Drohungen. Sie geschieht oft schleichend und ist für Aussenstehende schwer zu erkennen.
Im Jahr 2024 hat das Kompetenzzentrum insgesamt 411 Meldungen entgegengenommen – eine Steigerung um 15 Prozent im Vergleich zum Jahr 2023. Neben psychischer, körperlicher, finanzieller oder sexualisierter Misshandlung nehmen auch Fälle von Vernachlässigung deutlich zu. Diese Zunahme ist im Zusammenhang mit den beiden nationalen Sensibilisierungskampagnen „Gewalt gegen ältere Menschen“ (Schweizerische Kriminalprävention) und „Partnerschaftsgewalt bei Senioren“ (Haute Ecole de la Santé La Source/senior-lab/Alter ohne Gewalt) zu sehen, die 2023 und 2024 durchgeführt werden.
Gewalt gegen ältere Menschen ist in der Schweiz eine Realität. Laut einem Bericht des Bundesrates aus dem Jahr 2020 sind jährlich zwischen 300'000 und 500'000 ältere Menschen betroffen. Die Dunkelziffer ist hoch. Misshandlung ist nicht immer absichtlich. Manchmal ist sie das Ergebnis von Überbehütung oder Überstimulation, wobei die familiären oder beruflichen Betreuer Entscheidungen treffen, die gegen die Autonomie und die Grundrechte der Betroffenen verstossen.
Das Nationale Kompetenzzentrum setzt sich dafür ein, das Thema in der Öffentlichkeit stärker zu verankern. Ziel ist es, Betroffene und deren Umfeld zu ermutigen, sich Hilfe zu holen (Tel. 0848 00 13 13). Ein breites Bewusstsein und gezielte Unterstützung tragen dazu bei, das Leben älterer Menschen sicherer, würdevoller und selbstbestimmter zu gestalten.
Das Kompetenzzentrum wird von Ruth Mettler Ernst geleitet, die während neun Jahren Geschäftsleiterin der Unabhängigen Beschwerdestelle für das Alter UBA in der Deutschschweiz war und seit 2022 auf Mandatsbasis Geschäftsleiterin des Nationalen Kompetenzzentrums Alter ohne Gewalt ist.
Gemeinsam tragen wir dazu bei, Misshandlungen zu verhindern und das Bewusstsein für alle Formen von Gewalt gegen ältere Menschen zu schärfen. Für weitere Informationen oder Interviewanfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.