(eing.) Am 17. Juni zelebrierte die Schweiz den Flüchtlingstag. Im Fricktal kümmerten sich darum die Römisch-Katholische Pfarrei Rheinfelden-Magden-Olsberg und die Integrationsfachstelle «mit.dabei-Fricktal».
KUJTIM SHABANI
Im Programm vorgesehen waren ein Gottesdienst, ein Buffet und eine Lesung des irakisch-schweizerischen Schriftstellers Usama Al Shahmani, der selbst eine Fluchterfahrung hinter sich hat.
Die Veranstalter hätten keinen geeigneteren Gast für den Flüchtlingstag finden können als Usama Al Shahmani. Der irakisch-schweizerische Schriftsteller las aus einem seiner Romane, der das Thema Flucht behandelt. In einem Gespräch stillte er die Neugier der Anwesenden in Bezug auf sein Werk. Zuvor hatten die Teilnehmenden ein Buffet mit verschiedenen Spezialitäten geniessen können. Die Veranstaltung begann mit einem Gottesdienst zum Thema Migration in der Römisch-Katholischen Pfarrei.
Am Anfang war das Gotteswort
«Es ist nicht wichtig, was man ist, sondern wie man ist», lautete der erste Satz des Gottesdienstes zum Weltflüchtlingstag in der Römisch-Katholischen Pfarrei in Rheinfelden. Flucht sei keine neue Entwicklung in der Welt. Die Leiterinnen des Gottesdienstes Monika Lauper und Linda Gaeta wiesen auf biblische Beispiele und Gebote hin. Ein Gebet zu Gott war es und ein Appell an die Menschen. Das Handeln der Kirche und der Gesellschaft in solchen Situationen – und überhaupt – ist in mehreren Sprachen auf einer Wand in den Räumlichkeiten der Kirche dargestellt: Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Freiheit, Gemeinschaft, Glaube, Vertrauen, Hoffnung. Diese fassen den Gottesdienst zum Internationalen Flüchtlingstag zusammen.
Anstelle einer Predigt wurde von der eindrücklichen Geschichte einer geflüchteten Frau berichtet. Den Übergang in den zweiten Teil der Veranstaltung gestaltete ein Buffet «tast-the-world» mit multikulturellen Elementen.
«Entscheidend in der Literatur ist die Poesie»
Flavia Berger, Leiterin der Koordinationsstelle für Freiwilligenarbeit im Flüchtlingsbereich bei der Integrationsfachstelle «mit.dabei-Fricktal» stellte den Schriftsteller Usama Al Shahmani vor: Er ist 1971 in Bagdad geboren und hat arabische Sprache und moderne arabische Literatur studiert. 2002 ist er wegen eines Theaterstücks in die Schweiz geflüchtet. Er hat in Irak auf Arabisch veröffentlicht, hat dann aus dem Deutschen ins Arabische übersetzt und bis jetzt drei Romane auf Deutsch geschrieben, die mehrfach ausgezeichnet sind.
«Der beste Preis, den ein Autor oder eine Autorin bekommen kann, ist gelesen zu werden», versicherte Al Shahmani bei seiner Einleitung. Und er sei im deutschsprachigen Raum gut empfangen worden. Drei Passagen las er aus seinem Roman mit dem Titel «Der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt». Dieser Titel stamme aus einem Gedicht von ihm bzw. aus einem Versuch zu einem Gedicht. Denn: «Ein Gedicht kann nie fertig geschrieben werden». Und Gedichtsverse stellten eine Quelle für seine Buchtitel dar. «Entscheidend ist für mich in der Literatur die Poesie», betonte er.
Die Zukunft retten
Der Roman «Der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt» handelt von der Flucht eines irakischen Dramaturgen in die Schweiz, der vom Saddam Huseins Regime verfolgt wurde. Glück und Unzufriedenheit in einem zeichnen sein Leben im Exil aus. Der Akademiker versucht durch die Flucht die zerstörte Kindheit und Jugend in einer Diktatur und im Krieg zu vergessen und seine Zukunft zu retten. Leider gelingt ihm hier nicht alles. Schlechtes Gewissen, Ungewissheit, Unruhe, Angst begleiten sein Dasein in seinem neuen Zuhause und auf dem Weg zurück in die Heimat.
Die Thematisierung von Flucht und Exil in seinen Werken stelle für Usama Al Shahmani keine Verarbeitung der eigenen Lebenserfahrungen oder eine Art Therapie dar. «Das ist ein Klischee», ist seine Antwort darauf. Wer seine Romane als autobiographisch lese, täusche sich. Es sei viel mehr ein Zusammenspiel von Beobachtungen, Erlebnissen, Fiktion, Gedankengut, Sprachausdruck… Allerdings ermögliche ihm das Schreiben in der deutschen Sprache eine gewisse Distanz, um die Entwicklungen im Irak besser verstehen und darstellen zu können.
Die Teilnehmenden konnten an der Veranstaltung seine drei in der Schweiz erschienen Romane beziehen und vom Autor persönlich signieren lassen.