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Die neu erstellten Naturflächen für erdnistende Wildbienen auf dem Friedhof in Wegenstetten. Foto: Lilia Staiger
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Wildbienenparadies auf dem Friedhof – Artenförderprojekt des Kantons Aargau in Wegenstetten

Die Gemeinde Wegenstetten beteiligt sich als eine von mehreren Aargauer Gemeinden am Artenförderprojekt, das die Abteilung Landschaft und Gewässer des Kantons Aargau 2021 zugunsten von erd­nistenden Wildbienen initiierte.

LILIA STAIGER

Im Rahmen des Projektengagements sind vorletzte Woche auf der Umgebung der Pfarrkirche St. Michael in Wegenstetten neue Flächen für erdnistende Wildbienen entstanden, die im Frühling noch vielseitig bepflanzt werden. fricktal.info war vor Ort und hat mit Eliane Ryf, ehemalige Gemeinderätin in Wegenstetten und Projektverantwortliche, gesprochen.

45 Prozent der Wildbienenarten sind gefährdet
Wildbienen sind bedeutende Insekten; sie leisten einen wertvollen Beitrag, da sie, wie auch Honigbienen, wichtige heimische Kulturpflanzen und zahlreiche Wildpflanzen bestäuben. In der Schweiz leben zirka 600 Wildbienenarten – 45 Prozent von ihnen sind gefährdet; dies ist der Roten Liste Bienen zu entnehmen, die das Bundesamt für Umwelt 2024 aktualisiert hat. Wenn keine Massnahmen ergriffen werden, würden die besonderen Wildbienen nach und nach verschwinden. Beim Artenförderprojekt des Kantons Aargau stehen erdnistende Wildbienen im Fokus.

Eine Sandbiene gräbt für ihre Brut kleine Gänge in die Erde. Foto: ETH Zürich/Albert Krebs75 Prozent der Wildbienen nisten im Boden
Ursachen für die Gefährdung der Wildbienen sind unter anderem ein mangelndes Angebot an Blüten zum Sammeln von Pollen und Nektar sowie fehlende Nistplätze. Indem Kleinräume für Wildbienen geschaffen werden, kann geholfen werden. Denn etwa 75 Prozent aller Wildbienenarten der Schweiz, darunter Sandbienen, Langhornbienen, Seidenbienen, Furchenbienen und Schmalbienen, nisten nicht in Wildbienenhäusern mit Bambusröhrchen, hohlen Stängeln, Holzklötzchen oder anderen Holzstrukturen, sondern nutzen kleine Gänge im Boden.

«Wildbienenparadiese schaffen»
Damit sind diese Wildbienen auf Bodensubstrate angewiesen, in die sie ihre Niströhren bohren können. Optimal sind hierbei trockene, sandige bis lehmige Böden, die gar keinen oder nur wenig Bewuchs haben. Sonnige Standorte sind zudem wichtig. Mit dem Projekt sollen gerade die erdnistenden Wildbienen gefördert werden, indem entsprechende Naturflächen für sie aufgewertet werden. Gründächer oder Grünflächen, die für erdnistende Wildbienen aufgewertet werden, kommen auch anderen Insekten wie Sandwespen, Sandlaufkäfern oder Ameisenlöwen zugute.

Cyrill Vogel, der Vorarbeiter von Hasler Gartenbau, bei der Umsetzung der Flächenaufwertung auf dem Friedhof bei der Pfarrkirche St. Michael in Wegenstetten. Foto: Lilia StaigerUmsetzung in diversen Aargauer Gemeinden
An der Förderung erdnistender Wildbienen konnten sich alle Gemeinden des Kantons Aargau beteiligen, indem sie beispielsweise Grünflächen, Gründächer oder Verkehrsbegleitflächen zur Verfügung stellten. Mit dem aufgewerteten Flächen sollen auch private Grundeigentümerinnen und -eigentümer dazu animiert werden, «Wildbienenparadiese» einzurichten. Erfolgreich umgesetzte Anschauungsbeispiele gab es zuvor bereits in den Aargauer Gemeinden Windisch, Ennetbaden, Dottikon und Staffelbach und seit vergangenem Jahr sind einige weitere Projekte in Planung bzw. in Umsetzung, wie jenes in Wegenstetten.

Projektplanung und Umsetzung
Die Gemeinde Wegenstetten meldete sich auf die Projektmitteilung des Kantons, und die Vereinbarung wurde im März 2024 geschlossen. «Wir haben lange nach Nutzungsmöglichkeiten für die vorhandene Naturfläche auf dem Friedhof gesucht, auch, um den Fledermäusen, die sich im Dachstock der Kirche niedergelassen haben, einen Lebensraum zu bieten», berichtet Eliane Ryf, «das Projekt des Kantons hat daher unsere beiden Ziele ideal vereint».
Alle teilnehmenden Gemeinden wurden von der suisseplan Ingenieure AG raum + landschaft bei der Auswahl geeigneter Flächen unterstützt, die ihnen auch mögliche Umsetzungs- und Gestaltungsmassnahmen vorschlug. Marc Aebi, Landschaftsarchitekt bei suisseplan, erstellte die Planung für die Gemeinde Wegenstetten. Der Kanton Aargau finanzierte die Projektierung und Beratung, die Gemeinde die Umsetzung. Ausserdem beteiligt sich der Kanton an den Material- und Pflanzkosten.
Mit der Umsetzung wurde die Hasler Gartenbau GmbH aus Zuzgen beauftragt. Hasler Gartenbau hat in den letzten Jahren einige Erfahrungen beim Erstellen naturnaher Umgebungen gesammelt: «Wir freuen uns, dass wir für die Gemeinde Wegenstetten diese Umgestaltung ausführen dürfen und somit einen Beitrag an die Förderung der Biodiversität leisten können», teilte Projektleiter Patrick Trüb mit.»

Sandbienen, auch Erdbienen genannt, ernähren sich nur von bestimmten Pollen. Foto: bienen-gesundheit.comSandlinsen, grosses Blütenangebot und mehr
Das Konzept für die Umgebung der Pfarrkirche St. Michael, genauer gesagt für den Friedhofsbereich in Wegenstetten, umfasste zum einen das Anlegen von Sandlinsen, Ruderalflächen und Asthaufen. Sandlinsen, spezielle aus Sand angelegte Lebensräume, dienen den Wildbienen als Nistmöglichkeit. Zum anderen soll durch ein grosses Blütenangebot die Vielfalt an Vegetationstypen erhöht werden, vor allem sollen heimische Stauden im Mittelpunkt stehen. Die Bepflanzung und die Saat werden im Frühjahr 2025 erfolgen. Eine neue Winterlinde bietet ein zusätzliches Blütenangebot, das Insekten anzieht. Zugleich wird damit die im Dachstock der Pfarrkirche lebende Fledermauskolonie gefördert. «Mit den Pflanzen wird das Wildbienenparadies im Frühling im wahrsten Sinne des Wortes erst richtig aufblühen», ergänzt Eliane Ryf.

Bilder
Erstes Bild: Die neu erstellten Naturflächen für erdnistende Wildbienen auf dem Friedhof in Wegenstetten. Foto: Lilia Staiger
Zweites Bild: Eine Sandbiene gräbt für ihre Brut kleine Gänge in die Erde. Foto: ETH Zürich/Albert Krebs
Drittes Bild: Cyrill Vogel, der Vorarbeiter von Hasler Gartenbau, bei der Umsetzung der Flächenaufwertung auf dem Friedhof bei der Pfarrkirche St. Michael in Wegenstetten. Foto: Lilia Staiger
Viertes Bild: Sandbienen, auch Erdbienen genannt, ernähren sich nur von bestimmten Pollen. Foto: bienen-gesundheit.com